im Folgenden möchten wir Ihnen die Vorteile der Wochenplanarbeit in der Grundschule aus pädagogischer Sicht erläutern.

Vorab eine allgemeine Info zur Unterrichtsgestaltung und Methodenwahl:

Die Unterrichtsgestaltung und die Methodenwahl liegen grundsätzlich in der pädagogischen Freiheit der Lehrkräfte (§ 4 Schulgesetz NRW). Sie sind verpflichtet, den Unterricht so zu gestalten, dass er den Bildungs- und Erziehungszielen der Schule entspricht und die individuellen Lernvoraussetzungen der Schüler*innen berücksichtigt. Dabei sollen sie verschiedene Unterrichtsmethoden einsetzen, um die Kompetenzen der Kinder bestmöglich zu fördern. Gleichzeitig haben die Mitwirkungsgremien der Schule, insbesondere die Schulkonferenz und die Lehrerkonferenz, bestimmte Mitbestimmungsrechte (§§ 65, 68 SchulG NRW). So kann die Schulkonferenz Grundsätze für die Unterrichtsgestaltung und Methodenwahl mitbestimmen, während die Lehrerkonferenz über Fragen der Unterrichts- und Erziehungsarbeit berät und entscheidet. Auch die Elternvertretung kann Vorschläge und Anregungen einbringen (§ 73 SchulG NRW).

 

Die Methode der Wochenplanarbeit ist eine Form des offenen Unterrichts, die darauf abzielt, den Schülerinnen und Schülern mehr Eigenverantwortung und Selbstständigkeit beim Lernen zu ermöglichen. Die Kinder erhalten zu Beginn der Woche einen Plan mit verschiedenen Aufgaben, die sie innerhalb eines bestimmten Zeitraums – meist einer Schulwoche – selbstständig bearbeiten müssen. Dabei können sie die Reihenfolge der Aufgaben und ihr Arbeitstempo weitgehend selbst bestimmen. In diesem Zusammenhang ist es sehr wichtig, dass die Kinder lernen, sich möglichst ohne Vorgaben von Eltern zu organisieren. Bei der Bearbeitung des Wochenplans als „Hausaufgabe“ sollte die festgelegte Dauer von 30 Minuten in Klasse 1 und 2 sowie 45 Minuten in Klasse 3 und 4 nicht überschritten werden.

Die „klassische“ Unterrichtsphase der Einführung in ein neues Thema durch die Lehrkraft fällt bei der Wochenplanarbeit nicht (wie manchmal angenommen) weg – die Phasen der Erklärung der Lernaufgaben finden weiterhin statt, jedoch nicht immer mit allen Kindern gleichzeitig.

 

Die Methode der Wochenplanarbeit bringt aus pädagogischer Sicht zahlreiche Vorteile mit sich:

1. Individuelles Lernen und Differenzierung

Ein zentraler Vorteil der Wochenplanarbeit besteht darin, dass sie eine differenzierte Förderung ermöglicht. Jedes Kind arbeitet in seinem eigenen Tempo und kann Aufgaben auswählen, die seinem Leistungsstand entsprechen. Während leistungsstarke Schülerinnen und Schüler herausfordernde Zusatzaufgaben bearbeiten können, erhalten Kinder, die mehr Unterstützung benötigen, gezielte Hilfestellungen oder einfachere Aufgaben. Diese innere Differenzierung sorgt dafür, dass alle Kinder entsprechend ihrer Fähigkeiten gefördert werden, ohne über- oder unterfordert zu sein.

2. Förderung der Selbstständigkeit und Eigenverantwortung

Da die Kinder eigenständig entscheiden, wann und in welcher Reihenfolge sie ihre Aufgaben erledigen, entwickeln sie ein hohes Maß an Selbstständigkeit. Sie lernen, Verantwortung für ihr eigenes Lernen zu übernehmen, ihre Zeit einzuteilen und sich selbst zu organisieren. Dies sind wichtige Kompetenzen, die ihnen nicht nur im weiteren Schulverlauf, sondern auch im späteren Berufsleben zugutekommen.

3. Motivation und Freude am Lernen

Durch die Möglichkeit, selbst Entscheidungen über den Lernprozess zu treffen, steigt oft die Motivation der Kinder. Sie empfinden den Unterricht als weniger fremdbestimmt und sind eher bereit, sich mit den Aufgaben auseinanderzusetzen. Zudem können Lehrkräfte die Wochenpläne so gestalten, dass sie spielerische und kreative Elemente enthalten, was die Lernfreude zusätzlich steigert.

4. Förderung von Sozialkompetenzen

Obwohl die Wochenplanarbeit eine individuelle Arbeitsweise unterstützt, bietet sie auch Raum für kooperative Lernformen. Kinder können sich gegenseitig helfen (Expertenwissen), in verschiedenen Sozialformen (wie Partner- oder Gruppenarbeit) bestimmte Aufgaben bearbeiten oder gemeinsam Lösungen zu Problemstellungen finden. Dadurch wird die Teamfähigkeit gestärkt, und die Schülerinnen und Schüler lernen, miteinander zu kommunizieren und Probleme gemeinsam zu lösen. So erweitern die Kinder gleichzeitig die im Lehrplan NRW geforderten prozessbezogenen Kompetenzen.

5. Effiziente Nutzung der Lehrkräftezeit

Da die Lehrkraft während der Wochenplanarbeit nicht durchgehend frontal unterrichtet, kann sie sich gezielt einzelnen Schülerinnen und Schülern widmen. Dies ermöglicht eine individuelle Förderung und eine gezielte Unterstützung bei Schwierigkeiten. Die Lehrkraft fungiert mehr als Lernbegleiterin oder Lernbegleiter, die die Kinder unterstützt, anleitet und ihnen bei Bedarf Hilfestellung gibt.

6. Entwicklung von Zeitmanagement und Arbeitsstrategien

Die Kinder lernen durch die Wochenplanarbeit, ihre Arbeitszeit sinnvoll einzuteilen. Sie müssen planen, wie sie ihre Aufgaben über die Woche hinweg erledigen, und sich dabei an feste Fristen halten. Gleichzeitig entwickeln sie Strategien, um sich selbst zu motivieren und konzentriert zu arbeiten. Diese Fähigkeiten sind für das lebenslange Lernen essenziell.

7. Ruhigere und konzentrierte Lernatmosphäre

Da die Kinder eigenständig an ihren Aufgaben arbeiten, gibt es weniger Störungen durch lehrkräftezentrierten Unterricht. Die Schülerinnen und Schüler sind oft konzentrierter und vertiefen sich intensiver in ihre Aufgaben.

8. Wochenplan & Lernlandschaft

In Kombination mit der von uns eigeführten Lernlandschaft im Forum unserer Schule bietet der Wochenplan eine sinnvolle Ergänzung des Individuellen Lernens. Der Raum fungiert hier als „dritter Pädagoge“ und verknüpft das „Wo und Wie?“ des Lernens mit dem „Was und Wann?“ der Wochenplanarbeit. Darüber hinaus haben wir die Erfahrung gemacht, dass in Notfallsituationen wie z. B. einem hohen Krankenstand im Kollegium der Wochenplan ein effizientes Mittel ist, um den Unterrichtsalltag auch in Parallelbetreuung gewährleisten zu können.

Fazit

Die Wochenplanarbeit ist eine pädagogisch wertvolle Methode, die die Schülerinnen und Schüler in ihrer Selbstständigkeit, Motivation und Eigenverantwortung stärkt. Sie ermöglicht eine individuelle Förderung, verbessert die Sozialkompetenzen und bereitet die Kinder auf selbstorganisiertes Lernen vor. Gleichzeitig bietet sie den Lehrkräften die Möglichkeit, gezielt auf die Bedürfnisse einzelner Kinder einzugehen und eine flexible Unterrichtsgestaltung umzusetzen. Damit leistet die Wochenplanarbeit einen wichtigen Beitrag zu einem kindgerechten, differenzierten und motivierenden Unterricht in der Grundschule.

Unser langfristiges Ziel ist es, allen Kindern einen offenen und individuellen Unterricht zu ermöglichen. Auf diesen Weg begeben wir uns gemeinsam als Kollegium – jede Lehrkraft im individuellen Tempo. Dort, wo bereits mit der Methode Wochenplan gearbeitet wird, werden wir regelmäßig evaluieren und bei Bedarf nachjustieren – in diesem Zusammenhang begrüßen wir freundliche und konstruktive Kritik als Hilfestellung zur Weiterentwicklung unseres Methodeneinsatzes. Selbstverständlich ist im Rahmen der Unterrichtsgestaltung die Methode der Wochenplanarbeit nur eine von vielen, die wir in der täglichen Praxis umsetzen. Ebenso gehört weiterhin zu unserem Repertoire das Lernen an Stationen, die Werkstattarbeit, das Lernen durch Projekte und phasenweise auch der Frontalunterricht.

Wir bitten herzlich darum, die Lehrkräfte unserer Schule diesbezüglich als Expert*innen anzusehen, die durch ein langjähriges Studium in Verbindung mit Berufserfahrung und damit einhergehend durch Fachkenntnis sowie Bereitschaft zur Weiterbildung, einen Vertrauensvorschuss Ihrerseits verdient haben.

Falls Sie weitere Fragen zur Unterrichtsgestaltung haben, wenden Sie sich gerne an uns!

 

Viele Grüße aus der CMS!